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Nachzucht von Kammtalegallas

Nachzucht in 2. Generation

Aepypodius arfakianus (Salvadori, 1877) - engl.: Wattled Brush-Turkey

 

1985 erhielten wir vom Vogelpark Walsrode im Tausch 1,1 Kammtalegallahühner, sie sind dort 1984 als

Erstzuchtküken geschlüpft. Die Großfußhühner oder Grabhühner (Fam. Megapodiridae) umfassen zwölf Arten

recht eigenartiger Hühnervögel (Phasianiformes), denn sie brüten ihre Eier nicht selbst aus, sondern bedienen

sich dabei fremder Energie: sei es Sonneneinstrahlung, vulkanische Wärme oder auch die Wärme gärender

Komposthaufen. Die Kammtalegallas kommen auf Neuguinea und auf der Insel Japen vor. Ihr Gefieder ist

hauptsächlich schwarz und am Schwanz rotbraun abgesetzt. Der Kopf ist blau gefärbt und am Hals ist ein

Kehllappen, der bei Erregung seine Größe verändert. Wie bei dem Buschhuhn (Alectura lathami), das wir 1987

erfolgreich nachgezogen haben, war auch hier ein starkes Interesse, die Vögel mit ihrer hochinteressanten

Brutbiologie zu züchten.

 

1986 kam es schon zur ersten Eiablage (im Alter von zwei Jahren), jedoch nur im Sand, denn es waren noch

keine Vorbereitungen für einen Bruthügel getroffen worden. Dieses wurde 1987 geändert und es wurde wie bei

den Buschhühnern eine Fußbodenheizung mit Thermostat und Temperaturfühler eingebaut. Die

Volieren wurden von oben abgedeckt, so dass kein Regen an den Bruthaufen gelangen konnte. Die

Luftfeuchtigkeit wurde von uns gesteuert, indem wir jeden zweiten Tag Wasser auf den Hügel spritzten. Die

Temperatur lag bei 34°C Grundwärme, wurde aber vom Männchen durch Graben immer verändert. Um die

Temperatur zu kontrollieren, nahm er immer etwas Material in den Schnabel. Als Material für den Bruthügel wurde

feiner Rindenhumus gewählt, denn wir hatten keine Lust, wie bei den Buschhühnern, wieder eine Woche

Pflanzenmaterial aus dem Wald zu holen. Es kam zur Eiablage und das Männchen kontrollierte jetzt noch

intensiver die Temperatur und lüftete auch regelmäßig die Eier. Das Kratzen und Scharren der Kammtalegallas

war wesentlich intensiver als bei den Buschhühnern und so wurde die Fußbodenheizung auch immer in

Mitleidenschaft gezogen. Eines Morgens war auf dem Thermometer keine Temperatur mehr zu sehen. Das

Männchen hatte eine Spirale der Heizung durchgebissen, was normal nicht vorstellbar war. Der Hügel war

abgekühlt und man konnte auch keine Aktivität des Männchens mehr feststellen. So entschlossen wir uns, den

Hügel nach Eiern zu durchsuchen. Es wurden sieben Eier gefunden, wovon fünf befruchtet waren und kurz vor

dem Schlupf standen, jedoch durch Abkühlung des Bruthügels abgestorben waren.1988 konnten wir durch

Volierenneubau keine Brutversuche vornehmen. 1989 kamen die Kammtalegallas in die Voliere der

Buschhühner, wo die Fußbodenheizung nach dem gleichen Prinzip eingebaut war. Es kam im April schon zur

ersten Eiablage. Das Männchen war immer sehr aktiv und ließ das Weibchen nur zur Eiablage auf den Hügel,

was ein interessantes Schauspiel ist. Männchen und Weibchen graben ein ca. 40 - 70 cm tiefes Loch, das

Weibchen setzte sich in das Loch und nach ca. zehn Minuten kam es zur Eiablage. Das Weibchen ging aus dem

Loch und war dann sehr erregt, scharrte sofort Erde auf das Ei und stampfte dann mit beiden Füßen die Erde fest.

Die Eier stehen senkrecht im Hügel und haben fast eine Größe wie das Ei einer Höckergans, sie sind nur etwas

länglicher. Die Eiergröße ist für das zierliche Weibchen unvorstellbar. Die Farbe der Eier ist weiß. Das Männchen

beobachtete diesen Vorgang, jedoch nach Beendigung jagte er das Weibchen sofort vom Bruthügel. Für das

Weibchen stand dann eine zweite Voliere bereit. Die Eiablage konnte immer morgens zwischen 6.00 - 7.00 Uhr

beobachtet werden. Es wurden 1989 drei Eier vom Männchen wieder ausgegraben und auch gefressen. Es

handelte sich jedes Mal um unbefruchtete Eier. Auch während des ganzen Sommers schlüpften keine Küken und

wir hatten auch die Hoffnung auf Nachzucht schon aufgegeben, denn so wie die Fußbodenheizung angebracht

war, gab es zu viele Probleme und diese sollten im nächsten Jahr verändert werden.

 

Als ich jedoch am 1. September morgens durch den Park ging, es war noch etwas dämmerig, schaute ich auch

bei den Kammtalegallas vorbei. Ich traute meinen Augen nicht, denn auf dem Hügel der Talegallas bewegte sich

etwas Kleines - es war ein voll flugfähiges und sehr lebendiges Kammtalegallaküken. Ich fing es sofort und setzte

das Küken in eine Voliere von der Größe 1 x 1.50 m ohne Wärmequelle, jedoch in einem geschützten Haus. Wie

bei den Buschhühnern bäumen auch die Talegallas auf. Es wurden entsprechende Sitzstangen angebracht. Das

Futter bestand aus Putenstarter, einem Insektenfutter, Obst und ab und zu ein paar Mehlwürmern. Nachher wurde

auf Junghennenpellets und Taubendiät umgestellt, jedoch weiterhin Obst gefüttert. Das Küken wuchs problemlos

auf und entwickelt sich zu einem prächtigen Weibchen.

 

Es schlüpften keine weiteren Küken mehr. Dies hing mit der Anbringung der Fußbodenheizung zusammen, die

wir in diesem Jahr (1990) geändert haben, und zwar wurde die gesamte Fußbodenheizung mit Eternit abgedeckt,

so dass das Männchen keine Möglichkeit hat, die Heizung zu zerstören. Da das Eternit die Wärme gut durchlässt

hoffe ich, dass es mit der Heizung keine Probleme mehr gibt und mehr Küken zum Schlupf kommen. Es ist schon

ein interessantes Schauspiel, die Großfußhühner bei der Brut zu beobachten. Leider konnte ich bei den

Kammtalegallas keine Brutdauer feststellen. Meistens wird noch eine zweite Brutperiode durchgeführt. Wenn man

sich mit der Brutbiologie von Vögeln auseinandersetzt, hat man auch manchmal gute Chancen, diese

nachzuzüchten. Für mich persönlich waren es meine schönsten Nachzuchterfolge bei beiden Talegalla-Arten, die

ich bis jetzt hatte.

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