Vogelpark Heiligenkirchen

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Vogelpark-Direktor Friedrich-Wilhelm Eckstein zusammen mit einer Edelpapageien-Dame Foto: Vogelpark Heiligenkirchen

Ein Vogelpark-Story-Interview #2: „Vater der begehbaren Wellensittich-Voliere“

Dienstag, Juni 12, 2018

Einst musste er den Fußball aufgeben, um im Vogelpark seines Vaters mitzuhelfen. Später übernahm er den Betrieb in Heiligenkirchen aus Leidenschaft und wurde zum anerkannten Papageien-Experten. Im Vogelpark-Story-Interview erzählt Vogelpark-Direktor Friedrich-Wilhelm Eckstein (62) unter anderem, welche Vorteile der Beruf des Zahntechnikers für die Leitung eines Tierparks hat.

Am 2. August 1969 hat Ihr Vater Kurt Eckstein den Vogelpark in Heiligenkirchen eröffnet. Können Sie sich an diesen Tag erinnern?

Ja, ich war damals 13 Jahre alt und habe hier am Kiosk gestanden und Souvenirs verkauft. Das gehörte fortan zu meinem Alltag. Wir wohnten in Löhne-Gohfeld. Mein  Vater hatte dort schon immer das Hobby, Waldvögel und kleine Sittiche zu halten. Dann wollte er für die Familie was Größeres haben und hat sich entschieden, das Gelände hier in Heiligenkirchen zu kaufen. Und das bedeutete für mich als 13-Jähriger, dass ich jeden Samstag und jeden Sonntag mit meinen Eltern nach Detmold musste. Dafür musste ich meine Hobbys wie den Fußball aufgeben. In der Woche bin ich nach der Schule mit meiner Mutter  von Löhne nach Heiligenkirchen gefahren, habe hier Hausaufgaben gemacht und dann im Vogelpark geholfen, weil mein Vater beruflich die ganze Woche unterwegs war.

Hatte Ihr Vater beruflich gar nichts mit Tieren zu tun?

Nein. Er war selbständiger Kaufmann. Die Vögel waren sein Hobby, und den Park hat er nebenbei gemanagt. Er wollte plusminusnull rauskommen und der Bevölkerung seine Vögel näher bringen. Am Anfang waren das viele Waldvögel und gar nicht so viele exotische. Aber dann mussten wir leider feststellen, dass die Leute das nicht so sehr interessiert, also haben wir nach und nach Exoten dazu genommen. Ursprünglich wollte mein Vater den Park gar nicht öffentlich machen. Aber Heiligenkirchen hatte ja damals noch einen eigenen Bürgermeister, und der hatte ihm empfohlen, den Park für Besucher zu öffnen.

Sie teilten die Leidenschaft für Vögel mit Ihrem Vater, aber auch für Sie blieben die Tiere zunächst ein Hobby.

Ich habe nach der Schule Zahntechniker erlernt und 17 Jahre in meinem Beruf gearbeitet. Nach dem ersten Herzinfarkt meines Vaters, da war ich 23, bin ich als Geselle nach Detmold gegangen und hatte eine Stelle als Laborleiter. Mein Ziel war es immer, Zahntechnikermeister zu werden, ich habe mich dann aber mit 30 entschieden, den Beruf aufzugeben. Mittlerweile mache ich den Vogelpark 31 Jahre hauptberuflich und bin seit 49 Jahren dabei.

Der Beruf des Zahntechnikers hat erst mal nicht viel mit einem Tierpark zu tun. Wie passt das zusammen?

Ich musste in meinem Beruf immer sehr kreativ, genau und formschön arbeiten. Das habe ich immer mit Leidenschaft gemacht und versucht, tolle Zähne zu produzieren. Diese Ästhetik habe ich auch versucht, in den Park zu bringen. Ich achte immer darauf, dass die Tulpen- und Narzissenbeete ziemlich genau stehen, dass alles sauber ist und nicht so gewaltige Bauten hierhin kommen, sondern grazil gebaut wird. Das Ästhetische ist mir ganz wichtig, und das schätzen auch unsere Besucher.

Als privatwirtschaftlich geführter Park, der ohne öffentliche Gelder auskommt, muss man sicher auch wirtschaftlich Kreativität beweisen, oder?

Ja, ich hab mir natürlich überlegt, wie ich den Park effektiv weiterführen kann. Ich habe mich früher ganz intensiv mit Papageienzucht beschäftigt und mit verschiedenen seltenen Tierarten, habe dazu Berichte in Fachzeitschriften und Büchern geschrieben, viele Vorträge in ganz Deutschland gehalten und dann ist es mir auch gelungen, einen guten Sponsor zu gewinnen. Ich war als Papageienexperte 15 Jahre lang Werbefigur für die Marke Trill. Ich hatte jeden Dienstag eine Sprechstunde für ganz Deutschland und das deutschsprachige Ausland. Da konnten alle Papageienbesitzer anrufen, mich persönlich sprechen und nach Rat fragen. Das Thema Kunstbrut und Handaufzucht von Papageien war auch mal ein großes Thema. Oder als es mir gelungen ist, das australische Buschhuhn nachzuzüchten.

Und das alles ohne Biologiestudium. Da muss eine Menge Leidenschaft hinterstecken…

Ja, das war definitiv eine große Leidenschaft. Nur konnte ich mit dieser Leidenschaft den Park nicht am Leben halten, also mussten da noch ein paar andere Dinge passieren. Wir haben eher spät mit Gastronomie und Spielplatz angefangen. Aber die Entscheidung war richtig. Dadurch haben wir für die Familien eine Mischung aus Bildung, Tiere beobachten, Spaß haben und Konversation betreiben bei einer Tasse Kaffee. Das ist wichtig für den Park heute. Viele andere Parks haben das versäumt und mussten schließen.

Sie und Ihre Frau betreiben den Park nun seit 32 Jahren. Haben Sie schon mal ans Aufhören gedacht?

Unser Sohn hat für sich die Entscheidung getroffen, dass er den Park gerne weiterführen möchte. Er ist jetzt mit seinem Geografie- und Zoologie-Studium fertig und macht eine Lehre als Tierpfleger bei mir, um nochmal ins Detail zu gehen. Dann möchte er den Park weiterführen und entwickeln. Ich möchte nicht mit 80 noch im Betrieb rumlaufen, sondern lieber frühzeitig das Ruder übergeben. Dann soll mein Sohn auch alleine Entscheidungen treffen können. Bei ihm wird das ja jetzt richtig ein Beruf. Bei meinem Vater und mir war das Hobby. Da musste ich auch manchmal Entscheidungen treffen, wie mit der Wellensittich-Voliere, wo mein Vater erst strikt dagegen war. In Zookreisen nennt man mich „Vater der begehbaren Wellensittich-Voliere“ und viele Zoos in Deutschland haben dieses Modell nachgebaut. Das sind Volieren, in denen die Besucher die Vögel kennen, aber auch ein Erlebnis verspüren.

Haben Sie eigentlich nach all den Jahren einen Lieblingsvogel?

Nein, den gibt es nicht, weil jeder Vogel für mich gleich viel wert ist, unabhängig davon wie teuer er in der Anschaffung war. Jedes Tier, das ich halte, muss gepflegt und anständig untergebracht sein. Das ist für mich das A und O. Da gibt es keine Lieblinge. Ich mache jeden Morgen einen Rundgang und schaue mir jeden Vogel an.